Chaturanga ist eine Produktion der Gruppe Oakleaf Streetshow. Aus unseren Erfahrungen als Spielende im öffentlichen Raum, im interaktiven Kontakt mit Menschen, sind viele Ideen und neue Perspektiven entstanden, die wir in diesem Projekt verwirklichen möchten. Zusätzlich verlangt die Corona Situation neue Formate, die Nähe und Miteinander provozieren, ohne aber den direkten körperlichen Kontakt zuzulassen.
Das Projekt ist einzigartig und wurde noch nie in dieser Weise realisiert. Es stützt sich auf die Idee eines lebensgroßen Spielfeldes, dass eine Parkfläche oder einen Platz einnimmt. Spielregeln und voneinander abgegrenzte Felder geben den Rahmen vor, auf dessen Basis die Besuchenden den Inhalten und Aktionen begegnen können.
Die Inzenierung Chaturanga verbindet Digitales mit Live-Performance, behandelt Thematiken auf unterschiedliche Weise auch in interaktiven Installationen. In Interviews und Beiträgen werden persönliche Erlebnisse mit Macht, struktureller Gewalt, Krieg, mit Rassismus und Sexismus hörbar gemacht. Außerdem werden spielortspezifisch regionale Projekte vorgestellt und passend kleine Aktionen angeleitet. Dabei animieren wir im Vorfeld auch Euch Erfahrungen mit uns zu teilen, um mit einem möglichst angereicherten Pool an Material künstlerisch arbeiten zu können. Durch künstlerische Formate, die die Diversität der Menschen aufzeigen, die Partizipation und auch ein direktes Einwirken in die Gesamtinzenierung ermöglichen, werden die Besuchenden zu einem spontanen, spielerischen und aktiven Umgang aufgefordert. Dabei wirkt die Produktion auf sinnliche, visuelle Weise durch die Einbettung beeindruckender Stelzenkostüme und Installationen.
Wer steht hinter der Idee, der Umsetzung? Was ist unsere Motivation?
Wir stellen uns kurz vor:
Bettina Eichblatt: Seit 10 Jahren gibt es jetzt Oakleaf Streetshow mit mir als treibende Kraft. Seit 10 Jahren stellen wir jedes Jahr etwas Neues auf die Stelzen und versuchen uns ständig weiter zu entwickeln. Corona hat uns natürlich voll ausgebremst. Nach einer anfänglichen Schockstarre versuchen wir nun dieses Jahr auch als Chance zu begreifen und Projekte zu verwirklichen, die im laufenden Betrieb nicht möglich sind, mir aber schon lange im Kopf herumschwirren. Mit Chaturanga verwirklichen wir meinen lange gehegten Wunsch Räume zu inszenieren und so, mit unser wilden Collage, Stelzenkunst wieder mal neu zu denken.
Joana Naomi Welteke: Unterwegs Videos auf dem Handy anschauen, sich informieren, die anderen Passanten wahrnehmen, sich an Regeln halten, gemeinsam aushandeln, eine Meinung haben – Bekanntes, Alltägliches. Ich suche nach Formaten des künstlerischen Erfahrens, die im öffentlichen Raum verortet sind und die Partizipation eine zentrale gestaltende Rolle zuschreiben. In der Inszenierung Chaturanga sind Besuchende keine Zuschauer sondern Teilnehmende. Es wird ihnen Entscheidungsfreiraum gelassen, wie sie sich zum Beispiel durchs Spielfeld bewegen, welche Perspektive sie einnehmen, wie sie mit Regeln umgehen, wie sie die vorhandenen Tools nutzen oder auf Unvorhergesehenes reagieren.
Emelie von Holten: Ich bin 21 Jahre alt und studiere zurzeit Jura an der Uni Hamburg. Seit ich 15 Jahre alt bin laufe ich bei Oakleaf Streetshow Stelzen und mit drei Jahren habe ich angefangen zu tanzen. Mein persönlicher Schwerpunkt liegt bei der körperlichen Umsetzung von Ideen und Kostümen. Wie weit kann man Tanz auf die Stelzen bringen und sein Bewegungsvokabular auch dort stets erweitern. Ich unterstütze das Projekt Chaturanga mit choreographischen Elementen sowie inhaltlichen Ausarbeitungen. Der politische Aspekt des Projektes sagt mir sehr zu und gibt uns allen die Möglichkeit eigene Themen und Reflektionen mit einfließen zu lassen.